„Herwart“ und der Strompreis-Kollaps

Für Chaos auf dem deutschen Energiemarkt sorgte kürzlich der Herbststurm „Herwart“. Aufgrund des starken Windes fielen die Strompreise ins Negative – so sehr wie zuletzt vor fünf Jahren. Die Verbraucher haben davon freilich keinen Vorteil, für sie wird es sogar eher teurer.

Das Sturmtief am Wochenende entwurzelte nicht nur Bäume, deckte nicht nur Dächer ab, seine Orkanböen mit Geschwindigkeiten von bis zu 140 Kilometern pro Stunde sorgte auch für Chaos am deutschen Energiemarkt.

Binnen kurzer Zeit drehten an der Energiebörse EEX die Preise für Elektrizität ins Minus, wer seinen Strom verkaufte, musste seinen Abnehmern plötzlich Geld dazu bezahlen. In der Spitze rutschte der Preis auf minus 83,06 Euro pro Megawattstunde., im Durchschnitt lag der Preis bei minus 52,11 Euro. Zu „normalen“ Zeiten wird der Strom für rund 37 Euro pro Megawattstunde verkauft

In Deutschland darf jeder Produzent grünen Stroms unabhängig von der Nachfrage seine Kilowattstunden ins Netz einspeisen. Die Netzbetreiber sind verpflichtet, die Elektrizität zu einem festen Vergütungssatz abzunehmen und überschüssigen Strom an der Börse EEX zu vermarkten. So schreibt es das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vor. Stürzen die Preise an der Börse aufgrund Überangebotes ab, ergibt sich eine wachsende Differenz zum garantiertem Vergütungssatz und der entsprechende Subventionsbetrag wächst. Diesen zahlen alle Bundesbürger als Erneuerbaren-Energie-Umlage, kurz EEG-Umlage. Erst in diesem Jahr ist die Gebühr auf den Rekordwert von 6,88 Cent je Kilowattstunde gestiegen.

In den zurückliegenden fünf Jahren kam es an insgesamt 16 Tagen zu einem negativen Durchschnittspreis an der EEX, allein sieben Mal davon in den vergangenen zwei Jahren. Vor allem in Ländern wie der Schweiz und Österreich füllen Betreiber von Pumpspeicherbecken im Hochgebirge ihre Stauseen mit dem deutschen Umsonst-Strom . Zum perfekten Geschäft wird diese Praxis dann, wenn der Strom aus diesen Kraftwerken später zu lukrativen Preisen nach Deutschland zurück verkauft wird. Dann zahlen sie deutschen Verbraucher für ihn ein zweites Mal.

 

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